Demonstrationen in Gambia - Verbot von FGM/C soll aufgehoben werden
Parlament in Gambia stimmt für Aufhebung des Verbots weiblicher Genitalverstümmelung
Derzeit finden in Gambia viele Demonstrationen von religiösen Frauen gegen den freien Willen von Mädchen statt. Der Hintergrund ist, dass religiöse Führer das „Anti-FGM/C-Gesetz“ aufheben wollen. Eine Mehrheit im Parlament beabsichtigt, dieses Gesetz aufgrund religiöser Überzeugungen aufzuheben.
75% Frauen in Gambia, mehr als 200 Millionen weltweit von FGM/C betroffen
In Gambia werden ca. 75% aller Frauen, die zwischen 15 und 49 Jahre alt sind, beschnitten. Die Beschneidung selbst wird dabei häufig schon im Säuglingsalter oder bis zum 15. Lebensjahr der Mädchen vorgenommen. Insgesamt wurden bis heute schon mehr als 200 Millionen Mädchen und Frauen, in mehr als 30 Staaten Afrikas, dem Nahen Osten und Asiens, die derzeit auf der Welt leben Opfer von FGM/C. Es gibt sogar Hinweise und Schätzungen, das FGM/C in über 90 Ländern weltweit praktiziert wird. Jährlich kommen weltweit laut Schätzungen der WHO ca. 3 Millionen Mädchen und Frauen hinzu. Weitere Studien oder Berichte gehen sogar von bis zu 4,5 Millionen aus.
Was ist FGM/C?
FGM steht für „Female genital mutilation“ oder zu Deutsch auch weibliche Genitalverstümmelung. Darunter fallen weitestgehend alle Eingriffe, die eine teilweise oder auch vollständige Entfernung der äußeren weiblichen Genitalien oder eine andere Verletzung der weiblichen Genitalorgane aus nichtmedizinischen Gründen beinhalten.
Einen gesundheitlichen Nutzen stellt diese Praxis für die Mädchen nicht dar. Sie ist sogar gefährlich und führt im Verlauf des Lebens oft zu zahlreichen Problemen und Schmerzen. Dabei kann es zu Problemen und Schmerzen beim Wasserlassen oder der Monatsblutung kommen. Die Folgen quälen die Betroffenen ein Leben lang. Auch spätere Infektionen, Zysten und Komplikationen bei der Geburt von Kindern sind keine Seltenheit. Zudem können zahlreiche weitere Probleme auftreten. Neben diesen körperlichen Langzeitfolgen kommen auch psychische und soziale Folgen.
FGM/C in Gambia offiziell verboten
FGM/C ist in Gambia seit Dezember 2015 offiziell verboten. Gambias damaliger Präsident, Yahya Jammeh, hat die weibliche Genitalverstümmelung (FGM) verboten und unter Strafe gestellt (bis zu 3 Jahren Gefängnis). Dies wurden von vielen als ein großer Fortschritt, insbesondere in der Freiheit für Frauen gesehen. Nun könnte jedoch alles anders kommen und das Verbot wieder aufgehoben werden.
Gesetzesentwurf zur Aufhebung des Verbots von FGM/C
Almameh Gibba hat einen Gesetzentwurf eingebracht und argumentierte, dass das Verbot von FGM/C das Recht der Bürger verletze, „ihre Kultur und Religion in dem überwiegend muslimischen Land auszuüben“. „Der Gesetzentwurf zur Aufhebung des Verbots zielt darauf ab, religiöse Loyalität aufrechtzuerhalten und kulturelle Normen und Werte zu schützen“, sagte er.
Auf diesen Gesetzesentwurf folgte am 18.03.2024 im Parlament Gambias eine Abstimmung. Die Politiker im Parlament von Gambia stimmten mit 42 zu vier Stimmen für den umstrittenen Gesetzentwurf, der ein bahnbrechendes Verbot der weiblichen Genitalverstümmelung (FGM/C) aus dem Jahr 2015 aufheben würde. Damit hat Gambia nun die ersten Schritte zur Aufhebung des Verbots der Beschneidung von Frauen eingeleitet. Man könnte somit tatsächlich zum ersten Land der Welt werden, das den rechtlichen Schutz von Millionen von Frauen und Mädchen gegen diese Praxis aufhebt.
Viele Menschenrechtsgruppen sagen, dass die vorgeschlagene Rücknahme des Gesetzes von 2015 die Rechte der Frauen in der gesamten Region außer Kraft setzen wird. Bereits am Montag, dem Tag der Abstimmung im Parlament, versammelten sich zahlreiche Demonstrantinnen in Banjul, um weiterhin für ein Verbot von FGM/C zu demonstrieren.
Der Gesetzentwurf zur Rücknahme des Verbots von FGM/C wird nun einem parlamentarischen Ausschuss zur weiteren Prüfung vorgelegt (was voraussichtliche 3 Monate dauern wird), bevor dieser im Parlament weiter diskutiert wird. Sollte es im Anschluss tatsächlich zu einer Aufhebung des Verbots kommen, stellt dies einen enormen Rückschritt im Kampf gegen FGM/C in Gambia und weltweit dar. Wir werden dennoch weiter für ein Ende von FGM/C kämpfen.